Ein Konsortium aus Forschungseinrichtungen und Unternehmen erarbeitet in den nächsten drei Jahren einen Qualitätsstandard für Softwareprodukte in Deutschland. Das Ziel: Zukünftig soll die Leistungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit von Software bewertbar und nachweisbar werden.
Deshalb streben die Projektmitglieder einen Ansatz für die qualifizierte Zertifizierung der Softwarequalität an. So soll sich ein Gütesiegel „Made in Germany“ auch für Software etablieren. In dem Projekt QuaMoCo (Software-Qualität: Flexible Modellierung und integriertes Controlling) arbeiten Capgemini sd&m, Fraunhofer IESE, itestra, SAP, Siemens und die Technische Universität München zusammen.
QuaMoCo nimmt sich andere Branchen zum Vorbild: Dort haben sich Kriterien für die Qualitätsprüfung und detaillierte Normen bewährt, deren Einhaltung zum Teil sogar gesetzlich vorgeschrieben sind. Obgleich die Softwareindustrie zentrale wirtschaftliche Bedeutung hat, fehlen ähnliche Ansätze.
Bereits bestehende, standardisierte Rahmenwerke für Softwarequalität wie ISO 9126 oder ISO 25000 werden von Softwareentwicklern kaum direkt angewandt, da dort die Kriterien zu allgemein und schwer auf individuelle Software-Entwicklungsprojekte übertragbar sind. Manche Unternehmen behelfen sich mit eigenen Qualitätsrichtlinien, wobei häufig nur ausgewählte Qualitätsmerkmale berücksichtigt werden.
Der neue Qualitätsstandard: flexibel und praktisch anwendbar An diesen Erkenntnissen orientiert sich das QuaMoCo-Projektteam: Angestrebt wird ein Software-Qualitätsstandard mit einem hohen Detaillierungsgrad. „Somit wird ein wirksames Instrument geschaffen, das für die Praxis geeignet ist. Informatiker erhalten konkrete Richtlinien für ihren Entwicklungsprozess, um die Qualität von Software – wie Zuverlässigkeit, Sicherheit oder Wartbarkeit – nachweisbar sicherzustellen“, sagt Informatikprofessor Manfred Broy von der TU München.
Der Qualitätsstandard wird die große Vielfalt unterschiedlicher Softwareprodukte berücksichtigen wie eingebettete Systeme, Mainframe-Anwendungen, Entertainment-Systeme oder hoch-sicherheitskritische Steuerungssysteme. Im Projekt QuaMoCo wird ein domänenübergreifend gültiger Basis-Qualitätsstandard entwickelt, der durch beispielhafte, domänenspezifische Qualitätsstandards ergänzt wird. „Wir realisieren das für Standardsoftware, Individualsoftware, Informationssysteme und eingebettete Systeme. So wird unser Qualitätsstandard sehr flexibel einsetzbar. Und gleichzeitig müssen alle Qualitätsanforderungen vollständig integriert sein. Diesen Spagat müssen wir leisten“, sagt Broy.
Klare Struktur durch das Meta-Qualitätsmodell
Und so gehen die Projektpartner vor: In einem Qualitätsmodell bilden sie detailliert die Eigenschaften eines erfolgreichen Entwicklungsprozesses und die qualitativ hochwertiger Software ab. So werden von der Anforderungserhebung bis hin zur Qualitätssicherung und Wartung umfassend Kriterien definiert, die hohe Qualität von Software gewährleisten. Diesem Qualitätsmodell übergeordnet steht ein Meta-Qualitätsmodell, das allen Qualitätseigenschaften eine klare Struktur gibt. Das Meta-Qualitätsmodell zeigt Wirkzusammenhänge auf, also wie sich eine Qualitätseigenschaft auf einen anderen Bereich im Entwicklungsprozess auswirkt.
BMBF-Förderung
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert QuaMoCo im Rahmen des Förderprogramms IKT 2020 mit 3,7 Mio Euro. Der Eigenanteil der Industriepartner beläuft sich auf rund 2,2 Mio Euro. Außerdem planen die industriellen Verbundpartner über das Projektvorhaben hinaus, weitere finanzielle Mittel in die Erforschung von Softwarequalität zu investieren.
Weitere Informationen:
QuaMoCo-Website
IKT2020-Website des BMBF