Die aktuelle Bankenkrise macht hierzulande noch einen großen Bogen um die IT in den Finanzinstituten. Nur bei einem kleinen Kreis der Banken und Sparkassen stehen nach einer Erhebung im Auftrag des internationalen Systemhauses C&P AG die IT-Investitionen zur Disposition und sind deutliche Einschnitte vorgesehen.
Mehrheitlich wird bei den über 100 befragten Kreditinstituten eine solche Diskussion im Moment allerdings noch gar nicht geführt. Wo jedoch IT-Projekte gestrichen werden sollen, bleiben davon solche Maßnahmen weitgehend verschont, die entweder aus gesetzlichen Gründen – wie etwa der neuen Abgeltungssteuerung – erforderlich sind oder die eigene Vermarktung unterstützen.
Laut der Untersuchung plant gegenwärtig nicht einmal jede zehnte Bank deutliche Kürzungen bei den IT-Investitionen. Bei weiteren 15 Prozent sollen wenige größere Vorhaben zeitlich verschoben werden. In jedem fünften Fall stehen außerdem einzelne kleinere Projekte vor dem Aus. Drei von fünf der befragten Banken haben demgegenüber noch keinerlei konkrete Entscheidungen getroffen, Beschneidungen bei den IT-Budgets vorzunehmen und ursprünglich geplante Vorhaben auszusetzen oder vollständig zu stornieren.
Diese von der momentanen Bankenkrise relativ unabhängigen Investitionsplanungen entsprechen auch den Eindrücken des Systemhauses C&P AG, das vor allem in der Softwareentwicklung für Finanzinstitute tätig ist. „Bisher wurden weder Projekte gekürzt noch zukünftige Vorhaben zur Diskussion gestellt“, berichtet C&P-Vorstand Kurt Glabischnig aus der Praxis.
Daran soll sich nach den Einschätzungen der meisten befragten Bankmanager auch nicht wesentlich etwas ändern. So glauben nur 17 Prozent, es könne doch noch zu deutlicheren Einschnitten bei den IT-nahen Investitionen kommen. Weniger skeptisch ist der Rest. Diese Führungskräfte gehen davon aus, dass mögliche weitere Budget-Kürzungen nur in einem begrenzten Rahmen stattfinden werden (51 Prozent) oder sie vollständig von Mittelstreichungen verschont bleiben (32 Prozent).
Den Befragten der C&P-Umfrage zufolge stehen dann bei möglichen Sparmaßnahmen vor allem nur solche Maßnahmen auf dem Prüfstand, die sich auf die Optimierung der Unternehmensorganisation oder des IT-Infrastrukturbetriebs beziehen (27 bzw. 21 Prozent). Die Lösungen, in denen die Kreditinstitute Vorgaben des Gesetzgebers erfüllen müssen, sollen logischerweise kaum von Budget-Streichungen betroffen sein. Aber auch die vornehmlich marktorientierten Projekte stehen praktisch nicht zur Disposition. Dazu zählen alle technischen Maßnahmen und die Entwicklung solcher Anwendungen, die beispielsweise das Kundenmanagement, die Vermarktung der Bankprodukte und den Vertrieb unterstützen. Nur 7 Prozent der Befragten geben an, dass hier nach gegenwärtigem Entscheidungsstand Kürzungen erfolgen werden.
„Anders als in der Vergangenheit gehört es nicht mehr zum typischen Reflex, in Phasen wirtschaftlicher Krisen in erster Linie ein Cost Cutting vorzunehmen und sich bei den IT-Projekten vor allem auf Maßnahmen zur Kostenersparnis zu fokussieren“, glaubt Glabischnig eine wesentliche Änderung in den Bankenstrategien festgestellt zu haben. Stattdessen würde in einer solchen Situation der Blick auf eine Verbesserung der Vermarktungsbedingungen ausgerichtet. „Die Erlössteigerung wird heutzutage eher als ein probates Mittel zur Verbesserung der Rendite angesehen“, glaubt der C&P-Vorstand. Daraus leite sich die Konsequenz ab, dass es keinen wesentlichen Stillstand bei den IT-Maßnahmen geben dürfe und sich konjunkturelle Einflüsse weniger deutlich als früher im Investitionsverhalten niederschlagen.